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Culture 2000

European Union

 

Kulturlandschaft begreifen - Ein Pilotprojekt für und mit Kindern

Eine Gemeinschaftsinitiative des Europäischen Pilotprojekts "Pathways to Cultural Landscapes" mit dem Kindergarten St. Elisabeth, Frammersbach

Das europäische Forschungsprojekt "Pathways to Cultural Landscapes", initiiert vom Archäologischen Spessart-Projekt und gefördert von der EU im Rahmen des Programms Kultur 2000, hat in den vergangenen zwei Jahren eine Reihe von Aktivitäten entfaltet, die weit über den ursprünglichen Arbeitsplan hinausgehen. So haben unsere finnischen Kollegen in Untamala ein Kinderprogramm gestartet, bei dem die Kinder ihre eigene Umgebung als Kulturlandschaft erfahren und mit Hilfe von Fotos und Zeichnungen ihr eigenes Bild von dieser Kulturlandschaft wiedergeben. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden in einer Ausstellung präsentiert. Diese Idee hat uns so gut gefallen, dass wir ein entsprechendes Projekt im Spessart zusammen mit dem Kindergarten St. Elisabeth in Frammersbach gestartet haben. Der Funke ist auch auf viele unserer Partner im europäischen Projekt übergesprungen - inzwischen beteiligen sich bereits acht unserer zwölf Partnerprojekte an dem Programm.

Das Pilotprojekt in Frammersbach dauerte mehrere Monate. Teilweise wurde mit den Kindern im Kindergarten gearbeitet, teils in der Landschaft selbst. Die Kinder sollten ihre unmittelbare Umgebung erfahren, auf den Kulturrundwegen des Spessart-Projekts etwas über Natur und Geschichte der Landschaft lernen und ihre eigenen Vorstellungen über diese Landschaft artikulieren - in Spielen, durch Bastelarbeiten, Zeichnungen und schließlich in einer Ausstellung, die am 18. Juli 2002 in Frammersbach in der Tenne der Waldschlossbrauerei eröffnet wurde.

Spannend war dabei nicht nur der Prozess der Auseinandersetzung zwischen Wissenschaftlern, Pädagogen und Kindern. Auch die Vorstellungen der Kinder über die Landschaft, in der sie leben, waren für uns hoch interessant. So zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Kindern aus alteingesessenen Familien und solchen, die erst in den letzten drei Jahrzehnten in den Spessart gezogen sind. In den "Spessarter" Familien herrscht noch immer das Klischee von der Armut im Spessart vor, die Entdeckung, dass es sich beim Spessart tatsächlich um eine alte Kulturlandschaft handelt, wurde als Aufwertung und Bereicherung verstanden - und auch die Kinder fanden, dass Kultur etwas sehr positives sei. Dagegen zogen in den letzten Jahrezehnten viele Familien aus der Stadt "aufs Land", in die frische, grüne, unverdorbene Natur, fernab von den Nachteilen der Stadt: Gewalt, Drogen, soziale Spannungen. Kultur findet hier in der Stadt statt, wo man arbeitet, einkaufen und ins Kino geht. Der Spessart wird als unberührte Naturlandschaft gesehen, Kultur als etwas Negatives, das diese "natürlichen" Werte zerstört. Diese Haltung drückte sich auch in den Bewertungen der Kinder aus.

Einig waren sich die Kinder allerdings in einem Punkt: In der von ihnen gemalten Ideallandschaft gibt es keine Straßen. Da alle Eltern die Kinder ständig vor dem Spielen auf den gefährlichen Straßen warnen, wollten sie diese in ihrem Landschaftsbild nicht haben.

Die Arbeit mit den Kindern hat allen Beteiligten viel Spaß gemacht, und es stellte sich heraus, dass vor allem auf Seiten der Pädagogen ein großer Bedarf an Information zu der Kulturlandschaft Spessart besteht. Erstaunlich war jedoch das Echo, daß diese Arbeit weit über die Region hinaus hatte. Die Vorstellung des Projekts auf der Tagung zur Umsetzung der Europäischen Landschaftskonvention in Straßburg im März im Europarat führte nicht nur zu einer lobenden Erwähnung des Projekts auf der Abschlussveranstaltung durch den Präsidenten des Europarats, auch viele Teilnehmer fragten nach weiteren Informationen. So etwa der Vertreter des Kultusministeriums der Schweiz. Das Projekt trifft offensichtlich den Nerv der Zeit - nicht nur dank der Pisa-Studie. Wir hoffen, dass sich diese Arbeit fortsetzen lässt, und in einem nächsten Schritt mit einer Veranstaltung für Lehrer und Pädagogen ein Multiplikatoreffekt erzielen lässt, und dass aus dem Pilotprojekt ein nachhaltiges Programm zur Vermittlung der Kulturlandschaft an Kinder erwächst.

 


The children taking part on the project in front of a sing of a cultural path

 

  
design: Kai M. Wurm
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