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Culture 2000

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Bauernblatt, 27.10.2001

Kultur erleben in Schleswig-Holstein

from Ute Löding-Schwerdtfeger

Mit der Akademie für die Ländlichen Räume in die Geschichte

"Die Pyramiden in Ägypten kennt jeder, aber kaum jemand weiß, was Schleswig-Holstein kulturhistorisch zu bieten hat", stellte Dithmarschens Kreispräsident Karsten Peters zu Beginn .des Schleswig-Holsteinischen Dorftages 2001 fest, der in diesem Jahr zum Thema "Kultur erleben in Schleswig-Holstein - (his-)touristische Angebote für Jung bis Alt" durchgeführt wurde. Hierzu hatten die Akademie für die Ländlichen Räume und der Schleswig-Holsteinische Heimatbund in das Bürgerhaus in Albersdorf eingeladen.

Was Schleswig-Holstein hierzu zu bieten hat, ist nicht gerade wenig. Die Landschaft in Schleswig-Holstein ist von historischen Kulturlandschaften geprägt und vermittelt Bilder früheren Lebens und früherer Umwelt. "Unsere Aufgabe besteht nun darin, Kultur und Tourismus zu verbinden, um touristische Anziehungspunkte für die Regionen zu entwickeln", betonte Hans Wiesen, Vorsitzender der ALR, in seiner Begrüßung.

Drei interessante Projekte zur touristischen Nutzung kulturhistorischer Stätten in Dithmarschen und Schleswig-Holstein , wurden beispielgebend vorgestellt. .

Von 200 ermittelten kulturhistorischen Objekten in Dithmarschen sollen bis Ende diesen .Jahres 160 sehenswerte Objekte vom Ganggrab über das Elendsmoor bis zur Windmühle mit Infotafeln versehen werden: Christian Mende, Leiter der Touristikzentrale Dithmarschen, stellte das von Land, Kreis und EU geförderte Leitsystem zu den natur- und kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten in Dithmarschen, kurz: "Histour", vor. Geplant ist eine kreisweite Radwanderwegekarte, die den interessierten Besucher zu den Sehenswürdigkeiten führt. Histour wird Anfang 2002 eingeweiht.

Steinzeitgräber mit Leben erfüllen

Im Rahmen einer Exkursion konnten sich die Teilnehmenden ein Bild davon machen, wie eine Region ihre charakteristischen Zeugnisse der Vergangenheit als touristische Attraktionen nutzen kann. Projektleiter Rüdiger Kelm und Bürgermeister Manfred Trube stellten das Archäologisch-Ökologische Zentrum Albersdorf (AÖZA) vor, auf dessen 40 ha großer Fläche mehrere Großsteingräber zu sehen sind und eine an die Steinzeit angelehnte Landschaft mit originalgetreuen Pfahlhäusern entstehen soll. Geplant ist ein Steinzeitdorf mit Museum, in dem Originalfundstücke ausgestellt werden sollen.

Von der mehrtausendjährigen Geschichte der . Region profitiert mittlerweile auch die Wirtschaft in der Region. Es gibt in der Gastronomie als Gericht den AÖZA-Teller sowie beim Bäcker das AÖZA-Brot und im Teeladen den AÖZA-Tee. Waren es in 1999 noch 5000 Besucher, so sind in diesem Jahr über 10000 ins AÖZA gekommen: Viele ehrenamtliche Geländeführer .führen die zahlreichen, Besuchergruppen über die Freifläche. 60% davon sind Schulklassen. Wen wundert es da, daß die Jugendherberge durch dieses Projekt mittlerweile ausgebucht ist. Ziel ist es, den Kindern die Geschichte näher zu bringen. Die Kinder lernen mit selbst hergestellten Naturfarben Wandmalereien anzufertigen und mit selbst hergestellten Werkzeugen Holz u.a. Naturstoffe zu bearbeiten: Spielerisch erlernen die Kinder, wie archäologische Ausgrabungen durchgeführt werden.

Historische Kulturlandschaften gewinnen im europäischen Wettbewerb vermehrt an Bedeutung. Die Regionen in Europa identifizieren sich zunehmend mit ihrer Kulturlandschaft und sind bestrebt, diese auch in touristischer Hinsicht stärker zu nutzen. Dies zeigt das EU-Projekt "Wege in die Kulturlandschaft", das aus dem EU-Programm Kultur 2000 gefördert wird. Daran beteiligt sind europäische Regionen aus Dänemark, Deutschland, England, Schweden, Finnland, Italien, Irland, Estland und der Tschechischen Republik. Die Gemeinde Albersdorf bzw. AÖZA hat in diesem Projekt die Federführung übernommen.

Ochsenweg/Haervejen - Nordeuropas kulturhistorische Wirbelsäule

Als drittes Projekt stellte Dr. Bernd Zich von der Arbeitsgemeinschaft Ochsenweg, den Ochsenweg vor. Diese alte Handels-, Heer- und Pilgerweg; der sich von Dänemark durch Schleswig-Holstein zieht, soll dort, wo es möglich ist, wieder hergerichtet und für die Öffentlichkeit erschlossen werden. Zich hat ihn selbst erfahren, indem er ihn als Pilger beschritten hat. Auch heutzutage keine leichte Aufgabe! In einem fast kriminologisch anmutenden Vortrag wies Zich anhand von historischem Beweismaterial das rund 4000jährige Alter des Ochsenweges nach. Auch in diesem Projekt ist eine europäische Zusammenarbeit, in diesem Fall mit Dänemark, geplant.

"Vor der Vermarktung der Kulturlandschaft steht zunächst einmal die Erfassung derselben über die einzelnen Kulturlandschaftselemente"; führte Dr. Willy Diercks, Geschäftsführer des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes aus: Das ist nicht immer einfach. Nicht alle Elemente der Kulturlandschaft präsentieren sich dem Betrachter so offensichtlich wie z.B. Steinzeitgräber oder Knicks: Vielfach sind sie eher unscheinbar wie z.B. ehemalige Thing- jetzt Dorfplätze oder Trittsteine. Um diese Elemente der Kulturlandschaft auch der Nachwelt zu erhalten, müssen sie durch eine entsprechende Forschung erfaßt werden. Es wäre daher wünschenswert, wenn die Bevölkerung beim Zusammentragen dieser Informationen behilflich wäre. Einen Erfassungsbogen zur Meldung eines Elementes der historischen Kulturlandschaft bekommt man beim Schleswig-Holsteinischen Heimatbund.

Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für Schleswig-Holstein

Unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit betrachtete Telsche Ott, Leiterin der Dithmarscher Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer zu Flensburg, den Tourismus für Schleswig-Holstein. "Zur Zeit bewegen wir uns auf einem Niveau, das keine Zuwachsraten erwarten lässt. Der Tourismus in Schleswig-Holstein stagniert", führte sie aus. Der Anteil des Tourismus am Bruttosozialprodukt liegt für Schleswig-Holstein bei 4,6%, an der Westküste bei immerhin 20%. Aber auch der Kulturtourismus ist kein Patentrezept. Es ist im Land zwar vieles vorhanden; was zu vermarkten wäre, aber auch die Präsentation muss stimmen. Dazu gehören neben einer besseren Qualität der Darstellung auch eine Verbesserung der Buchbarkeit und eine zeitnahe Umsetzung. Auch wenn es sich nur um ein bescheidenes Segment handelt, sollten die Dinge möglichst schnell auf den Weg gebracht werden.

Als Fazit der Veranstaltung lässt sich festhalten, dass der Kulturtourismus nicht für jede Region die geeignete Lösung darstellt; im Beispiel Albersdorf die Region allerdings wirtschaftlich sehr wohl davon profitiert. Die Teilnehmer waren sich einig, dass das Motiv für einen Urlaub in Schleswig-Holstein in dem Erlebnis intakter Natur liegt. Wenn es gelingt ein Qualitätsangebot zu erstellen; sollte es angesichts der vielen Projekte im Land gelingen, den Tourismus nachhaltig zu stärken.


 
design: Kai M. Wurm
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