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Hanauer Anzeiger, 29.04.2002

Der Spessart - von Menschenhand modelliert

Buchmessen-Nachlese; Dr. Gerrit Himmelsbach zieht seine Zuhörer mit seinem archäologischen Forschungsprojekt in den Bann

Nidderau (nz). - Auf der dritten Buchmesse Main-Kinzig stellte Dr. Gerrit Himmelsbach das archäologische Spessartprojekt vor. In einem Diavortrag entführte er die Zuhörer als Kulturwanderwegeführer in den Spessart und räumte mit einigen Vorurteilen über das hessisch-bayrische Mittelgebirge auf.

Der Spessart sei kein Urwald, sondern über die Jahrtausende hinweg von den Menschen künstlich angelegt worden. Er wird durch die Flüsse Main, Kinzig und Sinn eingegrenzt, 25 Prozent liegen in Hessen im Main-Kinzig-Kreis, 75 Prozent in Bayern. "Diese waldreiche Buntsandsteinlandschaft birgt vielfältige Zeugnisse menschlicher Aktivitäten aller archäologischer und geschichtlicher Epochen. Dementsprechend ist der Spessart abweichend von traditionellen Auffassungen als historische Kulturlandschaft zu sehen", erklärte Projektleiter Gerrit Himmelsbach, der mit seinem Projektteam naturwissenschaftliche, archäologische und historisch geographische Daten erhoben hat. Das Archäologische Spessart-Projekt e.V. (ASP) ist 1995 aus dem Spessartkongress in Bad Orb hervorgegangen. Vorsitzender ist Dr. Gerhard Ermischer, Archäologe bei den Städtischen Museen Aschaffenburg. Zweck des ASP ist es, die Kulturgeschichte des Spessart zu erforschen und als zentraler Anlaufpunkt der Region zu vermitteln. Das ASP arbeitet zusammen mit Universitäten (Würzburg, Frankfurt, Mainz, Kaiserslautern, Berlin), dem Forschungsinstitut Senckenberg, Behörden, Unternehmen, historischen Vereinen sowie sonstigen das Gebiet betreffenden Körperschaften.

Das ASP wird durch das EU-Projekt "Pathways to Cultural Landscapes" gefördert. Aus den Erkenntnisse wurde ein beschildertes Kulturwegenetzes im Spessart entwickelt. Kulturrundwege sollen die Kulturlandschaft in und um Spessartgemeinden erschließen. Ziel ist es, die Vielfalt der Kulturlandschaft durch die Hervorhebung spezifischer Charakteristika einzelner Gemeinden oder Ortsteile zu betonen. Der erste Kulturweg wurde im Mai 2000 in Frammersbach eröffnet, danach Haibach I im Juli 2000, Biebergemünd im März 2001, Frammersbach II im April 2001, Bischbrunn im Mai 2001. "Insgesamt befinden sich bis in das Jahr 2004 über 36 Kulturrundwege in Planung, verteilt über das gesamte Gebiet des Spessart", erklärte Himmelsbach. Anschließend stellte er die verschiedene Wege vor, die noch in diesem Jahr auch als Buch im Hanauer CoCon-Verlag erscheinen sollen. Ohne Erklärung fehlt dem Betrachter der Zugang zur Kulturlandschaft. Ein auf den ersten Blick nicht außergewöhnliche Waldstück in Frammersbach wird durch einen Weg geteilt, der seit dem Frühmittelalter eine Hauptverkehrsader durch den Spessart war und darüber hinaus die Grenze zwischen dem Besitz des Kurfürstentums Mainz und dem Gemeindewald von Frammersbach markierte.

Die Gemeinde, die immer wieder gezwungen war, ihren Wald abzuholzen, bevorzugte bei der Aufforstung schnell wachsendes Nadelholz. Im Staatswald wurden Laubbäume gepflanzt, die länger bis zur Schlagreife brauchen, dafür aber wertvolleres Holz liefern. "Keiner der auf diesem Bild sichtbaren Bäume ist ohne Einwirkung des Menschen gewachsen und wir blicken auf eine Kulturlandschaft", und mit den Dias werden Himmelsbachs Ausführungen deutlich. Am Nordrand des Spessart im Tal der Kinzig haben sich aufgrund der günstigen Lage Siedlungsreste aus der Übergangsphase der späten Steinzeit zur frühen Bronzezeit erhalten. "Es ist ein besonderer Zufall, dass hier in der Kulturlandschaft Spessart ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte, der Übergang von Stein- zu Bronzewerkzeugen, untersucht werden kann", berichtet Himmelsbach begeistert und zieht seine Zuhörer in seinen Bann. Heidelandschaft im Spessart? Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert war vor allem im Norden des Spessart die Schafzucht weit verbreitet. Flächen, die abgeholzt oder brach gefallen waren, fanden eine gewinnbringende Nutzung. "Die Schäferei verlor jedoch mit der Industrialisierung immer mehr ihre wirtschaftliche Bedeutung, was eine Wiederaufforstung der Landschaft mit schnell wachsendem Nadelholz zur Folge hatte. Heute sind nur noch wenige dieser Heideflächen übrig, die ständig von Schafherden begangen werden müssen, da ihnen sonst das gleiche Schicksal der Aufforstung droht", gab Himmelsbach Einblick in die Historie. Sein Ziel ist es, das Imageproblem des Spessarts als unwirtschaftliche Waldlandschaft oder romantisch verklärter Spessarträuber zu verändern. Mit Öffentlichkeitsarbeit soll das Bewusstsein für diese Zeugnisse einer reichen Vergangenheit geschärft und der Erhalt der Vielfalt einer in Jahrtausenden der Nutzung durch den Menschen entstandenen Kulturlandschaft gefördert werden. Weitere Infos auf www.spessartprojekt.de.

 

Der Leiter des archäologischen Spessartprojekts, Dr. Gerrit Himmelsbach, zog die Zuhörer in seinen Bann.
Foto: Zies


 
design: Kai M. Wurm
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