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Culture 2000

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Nicht nur Räuber und Armut im Wald - Das Archäologische Spessartprojekt

Gelegentlich trifft der Ausflügler im Spessart auf kleine blaue Markierungstäfelchen im Gelände. Sie tragen ein kleines stilisiertes gelbes Wikingerboot, über dem fünf ebenfalls gelbe Europasternchen schweben. Es ist das Markenzeichen des "Archäologischen Spessart-Projekts". Der Name kommt umständlich daher. Das Ziel des Projekts aber hat es in sich. Es lohnt, sich um die kleinen blauen Schildchen zu kümmern. Sie werden ständig mehr.

Ins Jahr 1995 führen die Schiffchen zurück, als in Bad Orb der "Spessartkongress" tagte. Daraus ging der gemeinnützige, Bundesländer- und Landkreisgrenzen übergreifende Verein "Archäologisches Spessart-Projekt" (ASP) hervor. Der sollte anfangs nur den Spessart in seiner kulturhistorischen Vielfalt erforschen und die Ergebnisse an die Öffentlichkeit bringen. Inzwischen ist das ASP in ein europaweites Gehäuse geschlüpft, die "European Cultural Paths" und die "Pathways to Cultural Landscapes", die "Europäischen Kulturwege" also und die "Wege zur Kulturlandschaft". Die mehrjährige Arbeit des ASP hat dazu beigetragen, das Bild der "Kulturlandschaft Spessart" zu vermitteln. Dies wohl, um das Ganze dem Außenstehenden überhaupt verständlich zu machen. Leser, Betrachter und Ausflügler mögen sich nun eher Konkretes vorstellen.

Das Spessart-Projekt, dessen Kürzel ASP sich bereits einigermaßen verselbständigt hat, fährt auf verschiedenen Ebenen. Zunächst entsteht eine komplette Kartierung des Naturraums und der vom Menschen geprägten Kulturlandschaft Spessart. Dazu werden Übersichten über Bodenbedeckung, historische Grenzen, Entwicklung der Besiedlung erarbeitet. Gemeinsam mit den Gemeinden im Spessart wird darüber hinaus ein Netz von "Kulturwegen" angelegt. Jedem beteiligten Ort werden dazu unterschiedliche Schwerpunkte zugewiesen. Auf diese Weise soll dem Besucher die Vielfalt der regionalen kulturellen Entwicklung vor Augen geführt werden. Ende 2002 soll es schon 20 Kulturrundwege geben. Dass es Ämtern und Institutionen zu beiden Seiten der bayerisch-hessischen Landesgrenze ernst ist mit dem ASP, erweist sich neben anderem an seinem wissenschaftlichen Anspruch. Zusammenarbeit mit Universitäten wird gepflegt. Dissertationen zur Geologie des Spessart, zur Glasherstellung werden vergeben. Volkshochschulen und andere Bildungseinrichtungen vermitteln über Vorträge und Exkursionen Wissen zum Spessart.

Alles in allem will das ASP das Bild aufpolieren und zurechtrücken, das sich in den Köpfen der Deutschen von diesem Mittelgebirge festgesetzt hat. Denn der Spessart, so lässt sich auf der Internet-Seite des Projekts nachlesen, ist mehr als ein Wald mit einigen wenigen Glashütten drin und vielen Räubern. Dass dies richtig ist, soll nebenbei auch das Projekt KUNSTRASEN beweisen. Das stellt von Zeit zu Zeit für begrenzte Dauer Künstlerarbeiten in die freie Natur hinaus.

Dass dies ganze große Instrument zur Erkundung des Spessart trotz seiner europäischen Dimension noch immer den alten, umständlichen Namen "Archäologisches Spessart-Projekt" trägt, hat mit Tradition zu tun. Angefangen nämlich hat es damit, dass nur die vorhandenen Bodendenkmäler umfassend und systematisch aufgenommen werden sollten. Europa, aber auch das positive Echo zur Arbeit des Vereins, haben den Rahmen seiner Tätigkeit ausgeweitet. Gerade deshalb wollen die Initiatoren die Bodenhaftung nicht verlieren. Der ursprüngliche Name bleibt, nicht zuletzt, weil sich die Leistungen des Vereins ASP herumgesprochen haben. Auch die Spessarträuber pflegten nicht mitten im Galopp die Pferde zu wechseln. Dass im Projekt dennoch die Zeit nicht stillsteht, erweist sich an seiner lesenswerten Internet-Seite.

aus: Gerrit-Richard Ranft, Mit Kindern unterwegs: Im Spessart (2002)136-137.

  
design: Kai M. Wurm
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